Warum jeder Tag Frauentag ist.
Sekt auf dem Schreibtisch, eine Schachtel Pralinen oder sogar Blumen. Am 08. März ist den meisten Frauen die Aufmerksamkeit ihrer männlichen Vorgesetzten und Kollegen gewiss – Weltfrauentag. Ein Tag, der mehr ist als Blumen und ein wenig Schokolade. Ein Tag für den Kampf der Frauen um gleiche Rechte und gleiche Chancen. Doch ist dieser Tag eigentlich noch notwendig?
Die Antwort ist, ja. Gerade in Deutschland. Frauen verdienen hierzulande durchschnittlich 21 Prozent weniger Geld als Männer – so groß ist die Lohnlücke in wenigen europäischen Ländern. Der generelle Verdienstunterschied, auch Gender Pay Gap genannt, ist dabei innerhalb der Branchen unterschiedlich.
Der große Gehaltsreport 2017 der Online-Jobbörse Stepstone zeigte erst vor kurzem, Ärzte und Mediziner verdienen zwar insgesamt am besten, allerdings ist hier auch die Lücke zwischen Mann und Frau am größten. Frau Doktor verdient satte 30 Prozent weniger als Herr Doktor – und das bei gleicher Qualifikation. Am geringsten fällt der Unterschied in IT-Berufen aus. Frauen verdienen hier „nur“ durchschnittlich gut 7.000 Euro weniger als ihre männlichen Kollegen, also etwa 11 Prozent pro Jahr. Wie groß der kleine Unterschied in vielen anderen Branchen ist, zeigt die Grafik von Statista.
Dass es auch ganz anders geht, beweist das europäische Ausland. Zum Weltfrauentag 2017 machte Island seinen Frauen ein besonderes Geschenk. Als erstes Land der Welt beschloss der Inselstaat per Gesetz gleiche Löhne für Männer und Frauen. Unternehmen mit mehr als 25 Mitarbeiten müssen künftig nachweisen, dass sie ihren Angestellten unabhängig vom Geschlecht das Gleiche bezahlen.
Islands‘ Ziel: Bis spätestens 2022 soll die Lohnlücke zwischen Mann und Frau geschlossen werden.
„Karriere machen“ – längst ist das für Frauen genauso selbstverständlich wie für Männer. „In Meetings den Mund aufmachen, vernetzen, hart verhandeln, Führung übernehmen und Familie und Job fair mit dem Partner teilen“, ist der Rat von Sheryl Sandberg. Die Facebook-Geschäftsführerin hat eine Mission und will Frauen ermutigen, sich weder in der Wirtschaft noch in einem anderen Berufsfeld weiter klein zu machen.
Tatsächlich sind Frauen in Führungspositionen noch immer stark unterrepräsentiert. Gerade einmal 22,5 Prozent der Führungspositionen in Deutschland werden von Frauen bekleidet, verrät eine Bürgel-Studie von 2016. Daten von fast 2,9 Millionen Führungskräften wurden dafür ausgewertet.
Dabei ist der Frauenanteil in den neuen Bundesländern höher, als in den alten. Brandenburg hat die Nase vorn, Baden-Württemberg ist das Schlusslicht. Weil dort nur jede fünfte Führungskraft eine Frau ist, bietet der Süden des Landes ein mahnendes Beispiel, warum der Weltfrauentag noch immer nötig ist. Auch vor dem Hintergrund, dass sich der Anteil an leitenden Frauen seit 2015 gerade einmal um 0,1 Prozentpunkte verbessert hat.